Was haben eine Käseverpackung, ein Shitstorm und die Zukunft des Konsums gemeinsam? Mehr, als man denkt. Die Milram-Affäre zeigt, wie Unternehmen zwischen Generationenkonflikten, Woke-Debatten und Markenpositionierung navigieren müssen – und wie man aus Empörung echte Aufmerksamkeit macht.
1. Der Auslöser: Eine Verpackung, viele Meinungen
Milram bringt eine neue Produktlinie auf den Markt – jung, aktiv, leicht, gluten- und laktosefrei. Dazu ein frisches Design mit diversen Alltagsszenen. Was folgt, ist kein Applaus, sondern ein digitaler Aufschrei:
- Auf X trendet #milramboykott
- Auf LinkedIn wird die Verpackung zur Projektionsfläche für Kulturkampf
- Die Vorwürfe: „Woke-Agenda“, „Indoktrination“, „Identitätspolitik“
Dabei geht es – man muss es betonen – um Käse.
2. Die Reaktion: Empörung als Kommunikations-Booster
Der Shitstorm wirkt auf den ersten Blick wie ein PR-Desaster. Doch wer genauer hinsieht, erkennt:
- Die Zielgruppe der Kampagne sind jüngere Generationen, für die Diversität selbstverständlich ist
- Die lautesten Kritiker gehören oft nicht zur relevanten Käufergruppe
- Aufmerksamkeit ist das neue Kapital – und Milram hat reichlich davon generiert
Die Lektion: Wer sich von Empörung einschüchtern lässt, verliert den Anschluss an die Konsumenten von morgen.
3. Das Beispiel Jaguar: Wenn Positionierung scheitert
Auch Jaguar versuchte, sich neu zu positionieren – als Premium-E-Auto-Marke für die Zukunft.
- Junge Motive, moderne Designs
- Shitstorm, CEO-Rücktritt, Strategiebruch
Der Fehler? Keine konsistente Kommunikationsstrategie, kein klares Storytelling, keine Reaktion auf Kritik. Aufmerksamkeit allein reicht nicht – sie muss eingebettet sein in eine belastbare Markenstory.
4. Die Chance: Shitstorms strategisch nutzen
Was können Unternehmen daraus lernen?
- Diversität ist kein Risiko, sondern Realität
- Polarisierung kann Reichweite erzeugen – wenn man vorbereitet ist
- Ein guter Reactionplan macht aus Kritik Bindung
Die Milram-Kampagne war – ob geplant oder nicht – ein voller Erfolg. Sie zeigt, dass Mut zur Haltung und kluge Kommunikation sich auszahlen.
Fazit: Keine Angst vor der Woke-Debatte
Die Debatte um „Woke“ ist oft laut, aber selten differenziert. Unternehmen, die sich davon abschrecken lassen, verpassen die Chance, sich zukunftsfähig zu positionieren. Die Milram-Affäre ist kein Skandal – sie ist ein Lehrstück.

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